Rheinpfalz-Ludwigshafen vom 23.10.2021 “Die Idealbesetzung”

Fussball: Stephen Schulz ist einer, der gerne mit anderen Menschen zusammenarbeitet. Der 40 Jahre alte Vorsitzende der FG 08 Mutterstadt organisiert, delegiert, packt auch selbst mit an. Er ist aber auch der, der letztlich entscheidet. Und damit fährt der Fußballverein gut, wie einige Beispiele zeigen.

Von Thomas Leimert
 

MUTTERSTADT.Es gibt Menschen, die füllen einen Raum aus, wenn sie ihn betreten. Auf Stephen Schulz, seit 2018 Vorsitzender der FG 08 Mutterstadt, trifft dies zu. Das bezieht sich aber nicht nur auf die Optik. Mit über 1,90 Meter Körpergröße und seiner stattlichen Figur stellt Schulz etwas dar. Er ist aber auch eine Führungspersönlichkeit, ein Managertyp, einer der etwas zu sagen hat und dem man zuhört. Trotzdem ist der 40 Jahre Vereinschef bodenständig geblieben und absolut nahbar.Stephen Schulz ist eine Idealbesetzung für das Amt des Vorsitzenden eines Sportvereins. Er hat eine Vergangenheit als Fußballer und hatte schon früh verschiedene Ämter bei der FG bekleidet. Als Bankkaufmann, der im Privatkundengeschäft eine Leitungsfunktion ausübt, kennt er sich mit Finanzen aus und ist somit prädestiniert dafür, einen Klub zu führen. Schulz kniete sich in seine Aufgabe regelrecht rein. „Wenn ich einen Verein führen soll, dann muss ich wissen, was passiert“, sagt der Familienvater. Das kann mitunter für die Mitmenschen anstrengend sein, führt in der Regel aber zum Erfolg. „Du weißt, wenn bei den Bambini ein Ball fehlt und wenn die Trikots der Alten Herren nicht gewaschen wurden“, zitiert Schulz ein Mitglied. Da klingt Bewunderung durch, aber über jede Kleinigkeit Bescheid zu wissen, bindet Kapazitäten, kostet Zeit und Kraft.

Schulz hat dies schnell erkannt und sich etwas zurückgenommen. Da er auch ein Organisationstalent ist, hat er Einzelinteressen gebündelt, die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt und Verantwortung delegiert. Dabei kommt den Mutterstadtern zugute, dass sie alle 16 Positionen in der Vorstandschaft besetzt und ein kompetentes Gremium gebildet haben. „Darüber freue ich mich sehr, auch wenn es nicht immer einfach ist, 16 Meinungen und 16 Befindlichkeiten unter einen Hut zu bringen“, sagt Schulz. Ihm gelingt dies, auch weil er ein Mann des Ausgleichs ist. Ein großes Plus: Schulz kann schlüssig argumentieren, und zwar so, dass am Ende ein für alle tragbarer Konsens gefunden werden kann.

Schulz spricht im „Wir“Für die einzelnen Projekte, die die FG 08 vorantreibt, werden Arbeitsgruppen gebildet. Der Chef ist in fast jeder dabei. „Manche sagen, ich sei ein Mann des Bestimmens“, sagt Schulz und lacht. Das stimmt irgendwo, ist aber nur die halbe Wahrheit. Sicher ist ihm das Leiten von Projekten schon von Berufs wegen nicht fremd. Wenn man jedoch nicht sofort zum Ziel findet, muss einer das letzte Wort haben. In dem Fall der Vorsitzende. Von seinem Wesen ist Schulz, dessen Vater Harald sein Vorvorgänger als Vorsitzender der FG war, ein Mannschaftsspieler, kein Individualist und so spricht er auch meist im Plural von „wir“. Ganz wichtig sei auch, die Mitglieder mitzunehmen.

Stolz ist Schulz, dass in seine Amtszeit einige Punkte fallen, die den Verein vorangebracht haben. „Obwohl wir zu Beginn den Mitgliederbestand bereinigt haben, ist die Zahl auf 570 gestiegen. Davon sind 250 Kinder und Jugendliche. Wir haben alle Altersklassen besetzt. Bei der Ballschule haben wir einen riesigen Zulauf“, berichtet Schulz. Besonders freut ihn, dass der Verein finanziell gesund sei, was bei einem Bankkaufmann nicht überrascht. „Wir haben die Einnahmeseite durch mehr Mitgliedsbeiträge, Sponsoren- und Spendengelder gestärkt und die gebildeten Rücklagen aufgestockt“, sagt Schulz. Das Wohl des Vereins steht im Vordergrund, deshalb werde mit den finanziellen Mitteln sorgsam umgegangen.

Der Vereinschef kommt beim Thema Investitionen auf ein Steckenpferd von ihm zu sprechen: die Jugendabteilung. „Wir wollen eine qualitative gute Ausbildung der Kinder und Jugendlichen anbieten. Das steht und fällt mit den Trainern“, weiß Schulz. Ziel sei, dass Spieler gerne zur FG kommen, sich wohlfühlen und wertgeschätzt werden, sodass sie möglichst lange bleiben. Derzeit stünden regelmäßig acht, neun Eigengewächse im Kader der Bezirksliga-Elf. Sportlicher Erfolg sei wünschenswert, aber nicht um jeden Preis.

Der ständige Austausch mit der Gemeinde zählt zu seinen Aufgaben. Auch die Organisation der vielen Feste und Feiern läuft über seinen Tisch. Und wenn beim Oktoberfest 120 Mitglieder ehrenamtlich im Einsatz sind, dann sei das eine tolle Leistung. Rund zehn bis zwölf Stunden in der Woche bringt er für die FG auf. „Meine Frau meint, das ist zu tief gegriffen“, sagt Schulz und grinst. Vermutlich hat Gattin Tanja Recht. Dafür spricht auch der nächste Satz ihres Mannes: „Wenn ich aufstehe, denke ich an die FG und wenn ich zu Bett gehe, habe ich den Verein im Kopf. Und dazwischen auch. Ich bin dankbar, dass meine Frau hinter mir steht“, sagt Schulz.

Und wer meint, das sei ein strammes Programm, der wird staunen, zu hören, dass der älteste Sohn Finn in der D1 des FCK das Tor hütet und unter anderem vom Vater zum Betzenberg begleitet wird. Der zwei Jahre jüngere Ben spielt in der E1 der FG. Einer der drei Trainer: Stephen Schulz. Engagement ist ihm nicht fremd. Er war Jugendspieler, Jugendtrainer, kickte kurzzeitig in der „Ersten“, war Spielleiter, Schriftführer, Beisitzer und Jugendleiter. Irgendwann den Vorsitz zu übernehmen, erschien da logisch. Spielleiter Volker Reithermann bezeichnet ihn als Glücksgriff und einen Mann der Tat, der klare Ansagen macht. Einer, der fordernd ist und aufs Tempo drückt. „Bei einer Sitzung im Juni habe ich die Weihnachtsfeier angesprochen und auch mit der Planung der kommenden Saison sollten wir nicht warten“, sagt der rastlose Schulz.