Rheinpfalz Bericht von Mechthild Möbus

Mit „Haxe to go“ die Kasse aufbessern

Kein Trainingsbetrieb, keine Feste, keine Veranstaltungen – wie viele andere Clubs stellt die Corona-Pandemie die Mutterstadter Fußballgesellschaft 08, kurz FG 08, vor große Herausforderungen. Etwas Vergleichbares gab es in 113 Jahren Vereinsgeschichte noch nicht. Und dennoch bleibt der Vorstand mit kreativen Ideen am Ball.

Von Mechthild Möbus

 
Mutterstadt. „So ein Jahr mit der Corona-Pandemie hatten auch wir noch nie, darauf kann man sich nicht einstellen“, sagt der FG-08-Vorsitzende Stephen Schulz und erzählt: „Im März war uns bewusst, dass keine Feste stattfinden werden.“ Die Folge: fehlende Einnahmen in gravierender Höhe, die kompensiert werden müssen. „Mir war klar, dass wir kreativ werden müssen und haben im Vorstand gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht.“

So hatte die FG 08 für ihre Mitglieder ein „Schlachtfest to go“ mit Hilfe eines ortsansässigen Metzgers organisiert, der Vorstand hat den Verkauf vor Ort direkt aus der Küche des Metzgers heraus übernommen: „Es wurde sehr gut angenommen.“ Was den Vorstand auch gleich zu einer weiteren gastronomischen Aktion motiviert: „2021 wollen wir im Clubraum ein ,Mittagessen to go‘ anbieten mit Haxen und Rollbraten mit Salat sowie einem Kuchenbüfett, sofern es die Corona-Verordnung zulässt.“

Auch in Sachen Merchandising engagiert sich der Verein, um die Vereinskasse aufzubessern – ebenfalls mit Erfolg. „Wir haben Masken mit unserem Nullachter-Logo nähen lassen, die wurden alle verkauft“, freut sich Stephen Schulz, der mit seinen Vorstandskollegen bereits dabei ist, weitere Ideen zu entwickeln: „Es wird auch noch einen Fan-Schal geben“, verspricht der 39-Jährige.

Und so hat der Vorstand trotz der Trainingsunterbrechungen nicht weniger zu tun. Im Gegenteil: „Wir haben deutlich mehr Arbeit, aber wir müssen den Verein ja über Wasser halten, und wir wollen die Mitglieder nicht verlieren“, betont der Vorsitzende. Zum Beispiel brachten die Jugendtrainer den Spielern ihrer Gruppen Weihnachtspräsente nach Hause. „Das wollten wir trotz dieser schwierigen Zeit leisten und verschenkten unseren Vereinsbecher – gefüllt mit Schokolade – an die Jugend“.

Den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten, sei wichtig, etwa über die sozialen Medien mit den wöchentlichen Grüßen. „Von den Kindern wissen wir, dass ihnen das Training fehlt und dass sie sich darauf freuen, wenn es endlich wieder losgeht“, erzählt Schulz. Aber auch die Erwachsenen wollen wissen: „Wann können wir wieder spielen?“ Für sie würden einige Verantwortliche ein Online-Training anbieten oder Trainingspläne ausgeben – ganz nach der Devise: Haltet euch fit!

Tatsächlich halten die Mitglieder dem Verein die Treue. Vielmehr noch zeigen sich andere solidarisch, erzählt Schulz. Er kann sogar Zuwächse verzeichnen, vor allem im Kinderbereich. So ist eine Ballschule für drei bis fünfjährige Jungen und Mädchen geplant, die Mitglieder ab diesem oder kommendem Monat anbieten wollen. In der Krise besonders hilfsbereit seien auch Übungsleiter der FG 08, allesamt verzichten auf ihre Vergütungen.

Dass der Verein relativ gut durch diese finanzielle Durststrecke kommt, sei auch seinen Sponsoren und der Unterstützung durch Spenden von Privatpersonen und Unternehmen zu verdanken, berichtet der Vorsitzende. Die Spendenbereitschaft sei auch nicht zurückgegangen. Es sei Geld gespendet worden, zum Beispiel von der Sparkasse, aber auch ein Computer, den die Mutter eines Mitglieds nach Rücksprache mit dem Verein übergeben habe. Und einige Firmen seien auf den Verein zugekommen und berichteten, dass das Jahr für sie ganz gut gelaufen sei und sie die FG 08 daran teilhaben lassen wollen. Als Dank für die Unterstützung wirbt der Verein für diese Spender auf seiner Webseite.

Eiskalt hat es den Pächter des Vereinslokals erwischt: Der Gastronom, der das Lokal erst Mitte Februar eröffnet hatte, musste bereits beim ersten Lockdown schließen und erlebt jetzt die zweite Phase, in der das Lokal geschlossen bleiben muss. Es sei klar gewesen, dass die FG 08 ihm zur Seite stehen würde: „Wir haben mit dem Pächter abgesprochen, dass wir ihm die Pacht stunden“, berichtet Schulz. Auch der Clubraum könne derzeit für Treffen nicht genutzt werden, bedauert er.

„Corona ist eine Herausforderung, doch wir meistern sie“, ist der Vereinschef überzeugt. Das liege unter anderem auch daran, dass der Verein von einem jungen, engagierten Vorstandsteam geleitet wird. „Das lässt sich begeistern und ist bereit, Neues auszuprobieren“, sagt Schulz und ist stolz auf seine Kollegen. Für den Verein gilt: „Solange es keine Normalität gibt, werden wir kreativ bleiben.“

NOCH FRAGEN?

Die Fußballgesellschaft 1908 Mutterstadt hat ihren Sitz in der Waldstraße 57 in Mutterstadt und ist telefonisch erreichbar unter 06234/3617. Weitere Infos im Netz unter www.fg08-mutterstadt.de.

Ein großes Dankeschön an die Rheinpfalz für diesen Artikel in der heutigen (06.01.2021) Rheinpfalz von Mechthild Möbus.