Rheinpfalz 10.02.2021 von Thomas Leimert

Der Dino der Bezirksliga

Fussball: FG 08 Mutterstadt fängt prima an, dann reißt der Faden – Woran es gehapert hat

Von Thomas Leimert

MUTTERSTADT. Nach acht von 18 Hauptrundenspielen steht die FG 08 Mutterstadt in der Fußball-Bezirksliga, Staffel Nord, an der Schnittstelle zwischen Auf- und Abstiegsrunde. Das Team hat Qualität und ist etwas unter Wert platziert. Der Verein verfolgt einen Plan, in dem die eigene Jugend eine große Rolle spielt.

Es wäre eine gute Frage für Günter Jauchs „Wer wird Millionär“: Welcher Verein spielt am längsten ununterbrochen in der Bezirksliga Vorderpfalz? A: SC Bobenheim-Roxheim, B: VfB Haßloch, C: Mutterstadt oder D: VTG Queichhambach. Der ein oder bemüht vielleicht den Telefon-Joker.

Die richtige Antwort ist jedenfalls Mutterstadt: seit der Saison 2009/10. Die anderen drei waren zwar damals auch schon Bezirksligisten, sind aber in den Jahren danach entweder auf- oder abgestiegen, bevor sie in die Bezirksliga zurückkehrten.

Zwölf Spielzeiten in Serie in der Bezirksliga – ein etablierten Verein. Von 2007 bis 2009 spielten die Mutterstadter zwei Saisons in der Landesliga, aber eine Etage tiefer scheint der Klub derzeit wohl am besten aufgehoben. Die personelle Ausrichtung der FG basiert auf zwei Säulen. Da ist zum einen die schon seit Jahren forcierte Ausbildung der eigenen Junioren mit dem Ziel, sie in die erste Garnitur zu integrieren. Das klappt prima, wie ein Blick auf den aktuellen Kader zeigt. Fast eine komplette Mannschaft stammt aus dem eigenen Nachwuchs. Säule Nummer zwei: junge entwicklungsfähige Akteure aus unteren Klassen zu Bezirksligaspielern zu entwickeln.

Die aktuelle Saison lässt sich in zwei Teile gliedern. Zunächst lief es prima. Die ersten fünf Partien in der Südstaffel blieb das Team unbesiegt, holte elf Zähler und war zeitweise Tabellenführer. „Wir haben einen guten Spielaufbau und spielerische Lösungen gefunden. Wir waren präsent, dominant und haben Kombinationsfußball gespielt“, nennt der neue Spielertrainer Kevin Selzer Puzzlestückchen für die gute Serie. Dabei war zum Auftakt beim Ludwigshafener SC (2:2) sogar noch mehr drin gewesen.

Doch danach riss der Faden und es gab drei Niederlagen in Serie. „Das muss man differenziert sehen. Enttäuscht haben wir nur beim 2:5 in Weisenheim. Das war bitter. Die Abstimmung war nicht gut, und wir haben die Spielkontrolle verloren. Das darf nicht passieren“, erklärt der frühere Oberligaspieler Selzer. In den Partien gegen den VfR Frankenthal (0:1) und vor allem beim FV Freinsheim (2:3), den beiden Topteams der Liga, war die Leistung gut. „Ich erkenne eine stetige Verbesserung. Wir haben eine junge Mannschaft mit Perspektive, die aber noch Zeit braucht“, verdeutlicht Selzer. Ein Problem ist die Chancenverwertung. „Im Strafraum passiert zu wenig, wir müssen kaltschnäuziger und effizienter werden“, fordert der Coach. Zudem habe das Team wegen zweier Spielverlegungen der Rhythmus gefehlt. „Spiele unter der Woche sind immer problematisch“, weiß Selzer. Eine Zehnerstaffel sei gewöhnungsbedürftig, auch wenn der Zuschnitt mit vielen Derbys attraktiv sei.

Der wichtigste Mann sei Fabio Reithermann (24). Der offensive Mittelfeldspieler ist mit vier Treffern der erfolgreichste Torschütze. „Den größten Sprung nach vorne hat Niklas Semmler gemacht“, betont der Übungsleiter, den der spielende Co-Trainer Jens Kohlgrüber unterstützt.

Eigengewächs Semmler (19) habe das Vertrauen mit starker Leistung gerechtfertigt und gefalle mit Ehrgeiz, Wille und Disziplin. Von den jungen Spielern hat auch Christian Pereira (21) Akzente gesetzt. „Er hat riesiges Potenzial, ist herausragend im Eins-gegen-eins, aber noch unerfahren. An mentaler Stärke muss er zulegen“, sagt Selzer. Der ehemalige Mechtersheimer, der in Mutterstadt seine erste Trainerstelle angetreten hat, gilt als reflektiert und selbstkritisch: „Ich suche die Fehler auch bei mir.“ Viel zu kritisieren gab es bisher nicht.